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Editor:
Dr. med.
H. Jastrow


Nutzungs-
bedingungen
Miniaturbildübersicht Sekretvesikel (Vesicula secretoria):
Bereits bezeichnete Abbildungen lassen sich durch Anklicken des Textes aufrufen!
seröses Sekret-
vesikel (Affe)
Exocytose eines Sekret-
vesikels (Pankreas, Affe)
Talgdrüse mit
holokriner Sekretion (Affe)
endokrine Drüsenzellen
der Hypophyse (Affe)
endokrine Sekretvesikel
der Adenohypophyse (Affe)
Herring Körperchen mit
Vesikeln (Neurohypophyse, Affe)
Hauptzelle des Magens mit
serösen Sekretvesikeln (Ratte)
seröse Azinuszellen
Ohrspeicheldrüse (Ratte)
Gl. submandibularis
seröse Azinuszelle (Affe)
Azinus mit serösen
Sekretvesikeln 1 (Affe)
Azinus mit serösen
Sekretvesikeln 2 (Affe)
muköse und seröse
Sekretvesikel (Ratte)
muköse Speicheldrüsenepithel-
zelle der Glandula sublingualis (Ratte)
muköse Sekret-
vesikel (Ratte)
Sekretvesikel der
Samenblase (Ratte)
ekkrine seröse Sekretion einer
Knäuldrüse der Haut (Mensch)
Sekretvesikel mit Neurotrans-
mitter, Synapse, Hirnrinde 1 (Ratte)
Synapse mit Neurotransmitter-
vesikeln Hirnrinde 2 (Ratte)
Typ I Synapse
Cortex cerebri 3 (Ratte)
Typ I Synapse
Cortex cerebri 4 (Ratte)
Typ I Synapse und Mitochondrium
(Großhirnrinde, Ratte)
Synapse en passant mit
dense core Vesikeln (Ratte)
Abgabe von Sekret durch eine
Becherzelle im Dickdarm (Ratte)
Sekretvesikel oder exkretorische Vesikel (Terminologia histologica: Vesiculae secretoriae, englisch: secretory vesicles) sind mit einer Doppelmembran umschlossene Bläschen, deren Inhalt von der Zelle in den Extrazellularraum bzw. das Lumen eines Ausführungsganges abgegeben wird. Die Bezeichnung Sekretgranulum sollte nicht verwendet werden, weil Granula (z.B. Glykogengranula) im Gegensatz zu Vesikeln von keiner Membran umgeben werden. Sekretvesikel stammen entweder aus dem Golgi-Apparat und werden dann auch als Golgi-Vesikel bezeichnet oder schnüren sich vom rauhen, bzw. glatten endoplasmatischen Retikulum ab. In einigen Fällen gehen sie aber auch direkt hervor aus aus endocytotischen oder modifizierten endocytotischen Vesikeln wie z.B. bei den Membranvesikeln in der Crusta des Ureters. Sie werden zur Zellmembran transportiert. Ihre Membran verschmilzt mit der Zellmembran, wobei diese an der Anheftungsstelle auseinanderweicht und dadurch der Inhalt des Sekretbläschens abgegeben wird. Dieser Vorgang wird Exocytose genannt. Im Gegensatz zu den in die Zelle via Endocytose aufgenommenen Mikropinocytosevesikeln, sind exkretorische Vesikel nicht von Clathrin überzogen. Die Größe der Vesikel kann stark variieren, so haben die Neurotransmittervesikel, die der chemischen Signalübertragung an Synapsen dienen, durchschnittliche Durchmesser von ca. 50 nm. Die Sekretvesikel von vielen endokrinen, d.h. ihr Sekret in das Blut oder die Lymphe abgebenden, Drüsenzellen, sind durchschnittlich etwas größer (meist ca. 100 nm im Durchmesser). Bei endokrinen Drüsen handelt es sich dabei um Hormone (über das Blut weitergeleitete Botenstoffe, die an spezifischen Rezeptoren entfernter Zellen wirken). Die exkretorischen Vesikel von exokrinen, d.h. ihr Sekret in Ausführungsgänge abgebenden, Drüsen sind je nach Art der entsprechenden Drüsenepithelzelle unterschiedlich groß. In einigen dieser Zellen können ihre Durchmesser auch über 1 µm betragen. Die allermeisten Sekretvesikel enthalten in Wasser gelöste Substanzen. Neben Wasser finden sich stets auch Ionen im Sekret, in vielen Fällen enthalten Sekretvesikel auch mehrere Substanzen gleichzeitig, z.B. Zymogenvesikel der exokrinen Drüsenepithelzellen der Bauchspeicheldrüse, die diverse (noch inaktive) Enzyme des Bauchspeichels enthalten.
Beispiele für endokrine Drüsen, die ihr Sekret über Vesikel ausschleusen sind: Hypophyse, Nebennierenmark, Schilddrüse (C-Zellen) und die Bauchspeicheldrüse.
Beispiele für exokrine Drüsen, die Sekretvesikel ausbilden sind: Bauchspeicheldrüse, Mundspeicheldrüsen, die Tränendrüse und die Brustdrüse.
Nach der Beschaffenheit (Konsistenz) des Sekretes lassen sich die Sekretvesikel einteilen in:
1.) seröse, die ein dünnflüssiges, eiweißhaltiges Sekret enthalten. Oft handelt es sich bei den Eiweißstoffen um Enzyme, die zum Teil in noch inaktiver Vorform ausgeschieden werden. Die Vesikel sind aufgrund ihres Eiweißgehaltes im elektronenmikroskopischen Bild in der Regel etwas dunkler angefärbt, verschmelzen vor ihrer Ausscheidung (Exocytose) nicht miteinander und sind daher gut voneinander abgegrenzt erkennbar. Das Cytoplasma der zugehörigen sekretbildenden Zellen erscheint lichtmikroskopisch homogen und die Zellen sind oft in serösen Azini zu finden. Diese haben Zellen mit runden nach basal orientierten Zellkernen und basophilen Cytoplasma (bedingt durch hohen Gehalt an ribosomaler RNS in den Ribosomen). Seröse Sekretvesikel werden gebildet in Epithelzellen von z.B. Ohrspeicheldrüse, Tränendrüse, Prostata, Bauchspeicheldrüse.
2.) muköse zähflüssiges, saure Muzine-haltiges Sekret enthaltende Vesikel. Durch die Schleimstoffe (Glykoproteine bzw. Mucopolysaccharide) erscheinen diese Vesikel weniger elektronendicht. Im Lichtmikroskop lassen sie sich mit Hilfe der PAS-Färbung nachweisen. Sie verschmelzen oft vor ihrer Ausscheidung miteinander und geben dem zum Lumen hin gerichteten (apikalen) Cytoplasma der Zelle ein wabiges, helles Aussehen. Die Zellkerne erscheinen zumeist platt an die Unterseite der Zelle gelagert. Muköse Sekretvesikel finden sich in in einigen Drüsenepithelzellen des Magens, der Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüse. In einer Drüse können muköse und seröse Epithelzellen nebeneinander vorkommen. Wenn die seröse Zellschicht auf einem mukösen Endstück aufgelagert ist, bezeichnet man dies als von Ebnerschen Halbmond. Da die serösen Epithelzellen in diesem Fall keinen direkten Kontakt zum Lumen haben geben sie ihr Sekret über dilatierte Zellzwischenräume zwischen den mukösen Drüsenzellen in Richtung Lumen ab. Vorkommen: nur in der Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüse.
Die Abgabe der Sekretvesikel kann nach den 3 möglichen Sekretionsformen geschehen, wobei die ekkrine am häufigsten ist:
1.) ekkrine = merokrine Sekretion, Exocytose, Sekrektvesikel docken an die Zellmembran an, verschmelzen mit dieser und geben so ihren inhalt an dern extrazellulären Raum frei. Hierbei kommt es zu keinem nennenswerten Volumenverlust der Zelle durch die Sekretabgabe, da kein Zytoplasma mit dem Sekret verloren geht. Meist wird dünnflüssiges Sekret über kleine Vesikel auf diese Weise abgegeben, wobei sich das Volumen der ausscheidenden Zelle so gut wie gar nicht ändert. Vorkommen: Bauchspeicheldrüse, Schweißdrüsen, Mundspeicheldrüsen.
2.) apokrine Sekretion, Apozytose, die "Sekretvesikel" die hierbei abgegeben werden sind Fetttropfen. An deren Außenfläche angelagerte Proteine binden an integrale Membranproteine der apikalen Drüsenzellmembran, dabei drängt der zu sezernierende Fetttropfen  in Richtung Lumen, wodurch sich die anlagernde Zellmembran vorwölbt. Schließlich rundet sich der Teil der Zellmembran der Kugelform des "Bläschens" folgend ab und verschmilzt darunter wieder. So wird ein Teil Zellmembran und etwas Zytoplasma mitsamt den darin enthaltenen Fetttropfen abgeschnürt wird. Hierbei kommt es zu einem Volumenverlust der Zelle. Das fettige Sekret wird erst frei, wenn die umgebende Membran und die abgelöste Zytoplasmablase aufreissen. Diese Sekretionsform ist recht selten und nur in der Brustdrüse (Mamma) sowie Duftdrüsen (apokrinen Schweißdrüsen) und den Moll'schen Ciliardrüsen zu finden.
3.) holokrine Sekretion, Holocytose, die gesamte Drüsenzelle lagert zunehmend viele und größere "Sekretvesikel" ein, die Fetttropfen sind. Während sich die Zelle von der Basalmembran löst und durch darunter liegende nachwachsende Zellen zum Lumen weiter geschoben wird, verschlechtert sich ihre Ernähung, die ja über Diffusion erfolgt. Dadurch kommt es zu Degeneration des Zellkerns und der Organellen, lediglich die nun auch verschmelzenden Fetttropfen sind noch erkennbar. Wenn der Kontakt zu Nachbarzellen wegen der Degeneration der Desmosomen verloren geht, wird die Zelle schließlich als Ganzes zum Sekret. Dabei platzt bald ihre Membran auf und das talgige, fettige Sekret sowie die Reste der abgestorbenen Zellen werden freigesetzt. Diese holokrine Sekretionsform findet sich nur bei Talgdrüsen, zu denen auch die Meibohm'schen und Zeiss'schen Drüsen des Augenlids zählen.
4.) avesikuläre Sekretion Viele, jedoch nicht alle Drüsen bilden Sekretvesikel aus. Wenn die chemischen Eigenschaften des Sekretes (Größe, Lipophilie) eine Verpackung in Sekretvesikel nicht erforderlich machen, finden sich auch keine exkretorischen Vesikel. Ebenso falls die auszuscheidenden Stoffe direkt über Transmembranproteine (elektronenmikroskopisch unsichtbar) aus der Zelle befördert werden. Beispiele dafür sind die endokrine Zirbeldrüse, deren lipophiles Sekret, das Melatonin, direkt von Zytoplasma über die Zellmembran ausgeschieden wird. Dasselbe gilt auch für wenige exokrine Drüsen, z.B. die Leber, die die Gallenflüssigkeit auch ohne Sekretvesikel in die Gallenkapillaren ausscheidet. Zusätzlich bildet die Leber auch eine enorme Zahl von Stoffen, die nur in das Blut abgegeben werden (auch ohne Ausbildung von Sekretvesikeln), woduch die Leberepithelzellen sowohl exo- als auch endokrin sind, wenn man den letzteren Begriff nicht streng nur auf Hormone bezieht. Bei der ekkrinen Sekretion, die auch avesikulär ist, werden Ionen durch Transportproteine aus der Zelle gepumpt, darauf folgt Wasser parazellulär durch den Interzellularspalt.

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Einige der Bilder wurden von Prof. H. Wartenberg zur Verfügung gestellt; übrige Aufnahmen, Seite & Copyright H. Jastrow.